Wie kommt man als Mann zum Harfe spielen?

Keltische Harfe (Eigenbau)
Keltische Harfe
(Eigenbau), 1996

In einem musikbegeisterten Elternhaus ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass man irgendwann auch selbst ein Instrument erlernt. Bei mir ging es mit der "frühmusikalischen Erziehung" los (es war aber nicht ganz so schlimm, wie es sich anhören mag!). Es folgten ab dem sechsten Lebensjahr diverse Blockflöten und kurz darauf das Klavier. Der Unterricht bei der eigenen Mutter fruchtete indes nicht wie gewünscht, so dass nach Alternativen Ausschau gehalten wurde. Ich sollte also bei einem männlichen Klavierlehrer weiter unterwiesen werden. Bald war mit dem Pianisten Reinhard Langnickel auch jemand auserkoren. Als seine Frau, die Harfenistin Brigitte Langnickel-Köhler, die Verhandlungen meiner Eltern mit ihm mitbekam, warf sie ein: "Och, ich bekomme nie einen Schüler - immer nur Mädchen!" Als mir meine Eltern davon berichteten, traf ich eine der wesentlichen Entscheidungen in meinem Leben: Ich begann Harfe zu spielen! Das war 1976.

Etwa ein Jahr erhielt ich nun die ersten Grundlagen vermittelt, dann zog meine Lehrerin nach Westfalen. Eine ganze Weile behalfen wir uns mit gelegentlichen Besuchen dort sowie mit Übungsstunden, die mir eine ihrer älteren Schülerinnen erteilte. Im Herbst 1979 wechselte ich dann an die Städtische Musikschule Braunschweig in die Harfenklasse von Oskar Werner. Ihm hielt ich die Treue als Schüler bis zu seiner Pensionierung 1997.

Nürnberger Abendzeitung, 17.-19.05.1986
Nürnberger Abendzeitung,
17.-19.05.1986
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Hauptberuflich Harfenist zu werden kam mir nie ernsthaft in den Sinn. Dazu fehlte es mir an einer ordentlichen Klavierausbildung sowie der nötigen Portion Fleiß und Ehrgeiz. Wie diese Seiten verraten, habe ich mich immer schon auch für viele andere Dinge interessiert. Trotzdem ereilte auch mich 1986 das Schicksal, beim ersten Wertungsspiel für Harfe beim Wettbewerb "Jugend musiziert" mitzumachen.

Mit meiner kleinen Fischer-Einfachpedalharfe (Tiroler Harfe) schaffte ich es immerhin bis zum 23. Bundeswettbewerb in Nürnberg - und holte dort sogar noch einen 3. Preis! In der Pfingstausgabe der Nürnberger Abendzeitung avancierte ich in meinem karierten E-Techniker-Hemd sogar unversehens zum Titelhelden für einen Artikel über den Wettbewerb. Allerdings entspricht die Tendenz des dort Geschriebenen nicht ganz der damaligen Realität: Die meisten versprachen sich von ihrer Teilnahme durchaus einen konkreten "Kick" für ihre Ausbildung zu Profimusikern.

Uniorchester der TU Braunschweig, 1997
Uniorchester der TU Braunschweig, 1997
Doch auch als Hobby-Harfenist kam keine Langeweile auf: Im Mai 1988 machte ich den großen (da kostspieligen) Sprung zur eigenen Doppelpedal-Konzertharfe, und ein Jahr später spielte ich mein erstes Harfenkonzert mit einem Streichorchester der Städtischen Musikschule Braunschweig. Von 1988 bis 2003 gehörte ich dem Uniorchester der TU Braunschweig an.

Auf Grund meiner anderen Aktivitäten beschränkt sich mein Harfenspiel derzeit auf gelegentliche Solos. Aber ich gelobe Besserung...

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