Chronik 2007

Nach dem vorangegangenen Jahr mit all den herausragenden großen Terminen war 2007 ein eher durchwachsenes, wenngleich ereignisreiches Jahr: Den vielen positiven Geschehnissen, für die in hohem Maße unser muntere Tochter Ulrike verantwortlich war, stehen auch einige traurige oder unerfreuliche Dinge gegenüber.

"Den Steppke können Sie nicht verleugnen!"

Mit Uli unterwegs
Mit Uli unterwegs

So urteilte eine ältere Braunschweigerin in der Straßenbahn über den vermeintlichen Jungen, der in einer rosafarbigen Jacke im violetten Kinderwagen neben ihr thronte. Für andere ist Uli nach wie vor ein Baby. Umso größer ist dann das Erstaunen, wenn dieses (überdies ganz und gar nicht kleine) Baby anfängt zu sprechen, sich selbstständig aus der Karre windet und losrennt. In der zweiten Jahreshälfte wurde nun aber doch die Dichte der Milchzähne sichtbar größer und das Haupthaar voller, so dass sich das puppenhafte Aussehen zumindest ein wenig abgemildert hat. Für einen Jungen wird Uli aber nach wie vor oft gehalten - sicher auch ein Ergebnis ihres forsch-fröhlichen Wesens, das uns allen so viel Freude macht.

Wie bei Kindern dieses Alters nicht anders zu erwarten, sind Ulis Entwicklungsschritte innerhalb des zweiten Lebensjahres enorm: Unternahm sie zu Jahresbeginn gerade ihre ersten zaghaften freien Gehversuche, saust sie ihren Eltern nun schon des öfteren schnellen Schrittes lachend davon. Gerade in den letzten Monaten des Jahres hat sich auch Töchterchens Wortschatz beträchtlich erweitert. Unerschrocken experimentiert sie inzwischen mit aufgeschnappten drei- und viersilbigen Worten und reiht sie schon zu ersten kleinen Sätzen zusammen. Noch versteht man nicht immer auf Anhieb alles, aber von Tag zu Tag wird das Gesagte klarer und die Zahl extravaganter Abwandlungen von Worten kleiner. Maulfaul ist Uli ohnehin nicht zu nennen, und wenn sie nicht gerade ihre Umgebung mit ihren Geschichtchen unterhält, singt sie vor sich hin. So hatte sie unlängst wieder einmal die Lacher auf ihrer Seite, als wir in einem Fahrstuhl eines Einkaufszentrums fuhren und sie beim Öffnen der Türen ein unbekümmertes "hollahi hollaho" intonierte. Selbstverständlich fordert sie musische Darbietungen auch von ihren Eltern und Großeltern ein. Ich glaube, so viel wie 2007 haben wir in unserem Leben bisher noch nie gesungen.

Lieblingsplatz Puppenwagen
Lieblingsplatz Puppenwagen

Auch Ulis Lust auf Bilder- und Vorlesebücher ist schon jetzt kaum noch zu stillen, wobei sie schon sehr zielbewusst auswählt, was sie haben möchte. Kaum ein Gang in die Stadt, bei dem man nicht auch mit dem energischen Zwischenruf "Kinderbücher!" in eine Buchhandlung zitiert wird. Vom vielen Vorlesen kennen wir manche Bücher mittlerweile seitenweise auswendig, und die Kleine ergänzt in Reimen schon die weggelassenen Worte.

Damit Uli nicht immer nur mit ihren alten Eltern zusammen sein muss, haben wir diverse Aktivitäten (Kinderturnen, Krabbelgottesdienst etc.) mit ihr unternommen. Leider sind jedoch die meisten Termine vormittags, und so haben wir im Februar eine eigene Krabbelgruppe am Donnerstagnachmittag ins Leben gerufen. Inzwischen zählt diese kleine Selbsthilfeaktion zum festen Veranstaltungsprogramm unserer Kirchengemeinde St. Johannis und wird sehr gut angenommen. Jedenfalls müssen wir uns über Vereinsamung keine Gedanken mehr machen.

Eine Woche lang konnte ich als alleinerziehender Vater auf Zeit debütieren: Silke unternahm vom 3. bis 7. September eine Klassenfahrt nach Uslar, während Uli und ich in Braunschweig die Stellung hielten. Das ging wider Erwarten erstaunlich gut mit uns. Trotzdem war die Kleine froh, als sie ihre Mama zum Wochenende wiederhatte.

Was die Gesundheit unseres Töchterchens in diesem Jahr angeht, können wir nur sagen: Insgesamt gesehen beneidenswert robust. Das Kind hatte tatsächlich die eine oder andere Erkältung. Doch während sie jedes Mal ihre Schniefnase in anderthalb bis zwei Tagen loswurde, waren wir von ihr angesteckten Eltern meist eine Woche und länger aus dem Verkehr gezogen. Überhaupt war das Jahr hinsichtlich unserer Zipperlein rekordverdächtig.

Ausflüge

Auch 2007 haben wir keine Urlaubsreise unternommen. Immerhin haben wir aber wieder sehr schöne Tagesausflüge "in Familie" gemacht:

Am 7. Januar haben wir eine große Lego-Ausstellung im Bomann-Museum Celle besucht, die für Silke und mich auch ein klein wenig den Charakter einer Zeitreise in die eigene Kindheit hatte. Geradezu ein Sinnenrausch war für uns die Playmo Convention, die wir am 31. März in Wolfsburg besucht haben. Lange gesuchte Ersatzteile und Erweiterungen für unsere eigene Playmobil-Sammlung haben wir dort gefunden, aber auch so manche Anregung, wie man seine Schätze effektvoll in Szene setzen kann. Auch Uli kramte schon mit Begeisterung in den Wühlkisten mit.

Weitere Ausflüge führten uns im Laufe des Jahres nach Hameln (in Begleitung von Ulis Patenonkel Thorsten), Uslar (in Vorbereitung von Silkes Klassenfahrt) und in den Elbauenpark Magdeburg.

Jubiläum und Abschied

Uli und (Ur-)Omi schauen Bilder an
Uli und (Ur-)Omi schauen Bilder an

Als Silkes Großmutter und Ulis Urgroßmutter Gerda (in der Familie allgemein liebevoll "Omi" genannt) am 15. April ihren 90. Geburtstag mit einem großen Brunch auf der Burg Lichtenberg oberhalb von Salzgitter-Lebenstedt beging, ahnte noch niemand, dass dies das letzte große Fest mit ihr sein würde. Noch einmal war sie wie gewohnt die quicke gutgelaunte Grand Dame der Familie, und wir alle genossen bei herrlichem Frühlingswetter eine gelungene Familienfeier.

Im August musste sie überraschend ins Krankenhaus und wurde operiert. Schon bald danach konnte sie aber in die Kurzzeitpflege verlegt werden, und alles deutete darauf hin, dass sie sich von den Strapazen rasch erholen würde. Dem war aber leider nicht so: Es trat eine Komplikation ein, und kurz nach der selbst von ihr gewünschten Wiedereinweisung ins Krankenhaus hat sie uns am 3. September für immer verlassen.

Was uns in der traurigen Situation ein wenig Trost gespendet hat, ist der Umstand, dass sie bis fast zum Schluss ein selbstständiges Leben in der eigenen Wohnung geführt hat und kein langes Krankenlager erdulden musste. Ihr selbst war es wohl die größte Freude, dass sie ihre Urenkelin noch kennengelernt hat.

Neue Geschichte(n)

Das erste Halbjahr verspürte ich wenig Motivation, mich als Historiker forschend oder publizierend zu betätigen. Neben den vielen anderen Dingen, die mich in der Zeit beschäftigten, war dafür gewiss auch noch der frische Eindruck der in die Länge gezogenen Promotionsprüfungsphase verantwortlich. Kurz gesagt: Ich brauchte einfach Abstand. Außerdem musste ich wie vermutlich etliche andere frisch Promovierte die Erfahrung machen, wie schwierig es ist, ohne entsprechende Beziehungen und Fürsprache in der Fachwelt überhaupt wahrgenommen zu werden.

Im Spätsommer war es mit der Enthaltsamkeit allerdings vorbei: Erst meldeten sich einige eifrige Mitstreiter des Arbeitskreises Braunschweiger Luftfahrtgeschichte (ABL), dann Rolf Schamberger vom Deutschen Feuerwehr-Museum in Fulda bei mir. Mit einem Schlag hatte ich wieder über beide Ohren damit zu tun, an diversen Webseiten zu basteln und ein Buchprojekt zum 100. Jahrestag des ersten Motorflugs und Luftschiffaufstiegs in Braunschweig 2010 mit aus der Taufe zu heben. Auch wenn es neben Familie und Beruf etwas ist, das zusätzlich Kraft und Zeit kostet: Es tut einfach gut, wieder das eine oder andere überschaubare Projekte um die Hand zu haben.

Ein besonderes Ereignis sei auch noch erwähnt: Am 25. Oktober hatte ich Gelegenheit, an der THW-Bundesschule Hoya mit der Tochter des TN-/THW-Gründers Otto Lummitzsch ein fast dreistündiges Interview zu führen und auf Video aufzuzeichnen. Ihre Erzählungen und mitgebrachten Bilder lieferten vor allem weitere interessante Details zur Person Lummitzschs.

Motorrad: Wechselbad der Gefühle

Nachdem ich im vergangenen Jahr nur knappe 1000 km auf den Tacho bekommen hatte, wollte ich 2007 versuchen, das Hobby "Motorrad" in familienverträglichem Rahmen wieder intensiver zu betreiben.

Nachhilfe in Kurventechnik
Nachhilfe in Kurventechnik

Der erste Ausritt im April war noch reichlich eisig, aber dann folgten doch ein paar angenehmere Runden durch die Umgebung. Mehr als 3 bis 4 Stunden am Stück bin ich aber nur selten gefahren. Einzige Ausnahme war am 5. August eine Tagestour zum Hannoverschen Straßenbahnmuseum in Wehmingen bei Sehnde und anschließender Runde durchs Leinebergland und das Harzvorland. Glücklicherweise habe ich nämlich dank Internet doch noch Anschluss an einige Motorradbegeisterte gefunden, bei denen mein familiäres Eingespanntsein nicht sofort als Ausschlusskriterium für gemeinsames Fahren gilt. Neue Bekanntschaften und Freundschaften sind entstanden, zum Teil weit über die Region hinaus. Ganz besonders freuen wir uns über unseren Kontakt zu Renate Dietzelt, die ein sehr lesenswerte und amüsant geschriebenes Buch "Frau + Motorrad = Eine Liebesgeschichte" verfasst hat. An einem schönen Wochenende im August hat sie uns mit ihrem Mann Frank in Braunschweig besucht. Zum Ende der Saison hatte ich trotz des recht bescheidenen Wetters und der anderen beschränkenden Faktoren immerhin knapp 3000 km auf dem Motorrad zurückgelegt.

Doch leider war nicht alles eitel Sonnenschein:

Diese Erfahrungen zusammengenommen gaben mir Anlass, über die Zukunft meines Motorradfahrens nachzudenken. Zu einem abschließenden Ergebnis bin ich 2007 noch nicht gekommen. Das konsequenteste wäre sicher, in der Familienphase ganz darauf zu verzichten. Wenn ich aber jetzt aufhöre, würde ich mit Ende 50/Anfang 60 wahrscheinlich nicht mehr neu einsteigen - einmal ganz abgesehen davon, ob das Hobby dann noch finanzierbar wäre.

Übrigens musste das Geld, das in den Kauf der Versys gegangen wäre, wenig später für fällige Ersatzbeschaffungen (u.a. Gasetagentherme) und eine neue wärmegedämmte Wohnungstür verplant werden. So gesehen war es sogar von Vorteil, dass ich nicht gleich aus der Begeisterung der Probefahrt heraus zugegriffen habe. Nun ist der Traum vom neuen Motorrad - so er denn noch einer ist - erst einmal in weite Ferne gerückt.

Jahresausklang

Am 22. Dezember verwandelten wir unser Wohnzimmer in ein Türchen des Lebendigen Adventskalenders unserer Kirchengemeinde: Bei winterlicher Kälte versammelten sich Sangesfreudige vor unseren Fenstern und wurden von drinnen mit Harfenmusik begleitet. Auch Weihnachten war dank Uli besonders stimmungsvoll; es macht eben doch einen Unterschied, wenn ein Kind das Fest miterlebt. Lustigerweise machte der "Niki-Tag" (O-Ton Uli für den 6. Dezember) mit den gefüllten Stiefeln aber noch mehr Eindruck auf sie.

Insgesamt gesehen haben sich also die für 2007 formulierten Wünsche erfüllt: Nach der zeitbindenden Promotionsphase und dem Einstieg ins Familienleben ist wieder mehr Normalität in den Alltag eingekehrt, auch wenn wir so manchen Abend beide nur noch "auf dem Zahnfleisch" gehen. Wenn wir einen Wunsch für 2008 haben: Etwas häufiger wieder als Paar etwas zu unternehmen, und wenn es nur mal ein Kino- oder Konzertbesuch ist.

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