Was sind Quellen, was Literatur?

Historiker und einige andere Geisteswissenschaftler treffen diese Unterscheidung, um zwischen nicht in erster Linie für die langfristige Überlieferung gedachten "Überresten" (Akten, Briefe, Zeitungsartikel etc.) und solchem Schrifttum zu unterscheiden, das sich hauptsächlich aus einer gewissen zeitlichen Distanz mit einem Thema auseinandersetzt. Die Übergänge zwischen (Primär-)Quellen und (Sekundär-)Literatur sind aber umso fließender, je näher das betrachtete Thema der eigenen Gegenwart ist.

Im allgemeinen kann man den Quellenbegriff aber umfassender gebrauchen: Eigentlich ist alles an Informationen, aus denen man für die eigene Arbeit "schöpft", als Quelle zu bezeichnen. Dies können Bücher, Aufsätze, Briefe, Akten, Prospekte, aber auch Bilder, Filme, Tonaufnahmen, Fernsehsendungen, Internet-Seiten und vieles mehr sein. Auch ein Interview mit einer Person, die mit den zu untersuchenden Dingen vertraut ist, kann als Quelle genutzt werden. Dabei kann die Qualität der enthaltenen Informationen höchst unterschiedlich sein. Mehrere Quellen können sich durchaus auch widersprechen, auch wenn es um ein und dieselbe Sache geht; hier können unterschiedliche Werthaltungen, Datenbasis und andere Faktoren hineinspielen. Um sich ein einigermaßen verläßliches Bild zu machen, sollten daher möglichst mehrere Quellen herangezogen und in Beziehung zueinander betrachtet werden.

Um Widersprüche aufzuklären, empfielt es sich,

  • durch Auswerten mehrerer Quellen eine gewisse Redundanz und somit Wahrscheinlichkeit der Information zu erzielen, oder
  • möglichst selbst die Primärquellen in Augenschein zu nehmen, aus denen ein Verfasser tatsächlich oder vermeintlich sein Wissen bezogen hat.

Die hierbei angewendete Methodik bezeichnet man als Quellenkritik.

Im Normalfall wird die aus Quellen bezogene Information so verarbeitet, dass dieser im Indikativ als Teil des darstellenden Textes erscheint. Möchte man sich hingegen aus bestimmten Gründen vom Inhalt einer Quelle distanzieren (z.B. wenn man sich einer darin enthaltenen Aussage nicht anschließen mag) oder stellt gegensätzliche Quellen gegenüber, sollte man dies durch distanzierende Wortwahl und den Gebrauch des Konjunktivs deutlich machen.

Beispiel: Ein Autor namens Huber behauptet: "Die Abkürzung 'RAL' bedeutete ursprünglich 'Reichsausschuss für Lieferbedingungen' und stammt aus der Zeit des NS-Regimes." Man weiß aber aus einer anderen Quelle sicher, dass der RAL bereits 1925 gegründet worden ist. Dementsprechend könnte man in diesem Fall schreiben:

"Laut Huber sei der Reichsausschuss für Lieferbedingungen erst im 'Dritten Reich' gegründet worden, was aber im Widerspruch zu anderen Quellen steht, die von einer Gründung 1925 ausgehen."

Beim Verwenden sämtlicher Quellen ist darauf zu achten, dass sie genau in den Fußnoten belegt werden und in geeigneter Form auch in das Quellen- und Literaturverzeichnis im Anhang aufgenommen werden.

© 2005 by Andreas Linhardt, Braunschweig.
Aus rechtlichen Gründen distanziere ich mich ausdrücklich von allen auf den Seiten angegebenen externen Links.