Chronik 2006

Wohl kein anderes Jahr unseres bisherigen Lebens hat eine solche Fülle wichtiger positiver Ereignisse mit "Langzeitfolgen" gebracht:

30. Januar: Ulrikes Geburt

Erstes Zwiegespräch im Kreißsaal
Erstes Zwiegespräch im Kreißsaal
Mutter, Tochter und Bärchen
Mutter, Tochter und Bärchen

Nachdem es zeitweise danach aussah, dass sich unser Töchterchen vorzeitig auf den Weg machen wollte, besann sie sich doch noch eines anderen und bescherte Silke für den Rest der Schwangerschaft eine verhältnismäßig angenehme Zeit. Am späten Abend des 29. Januar - der errechnete Geburtstermin war inzwischen vier Tage überschritten - hielt es die Kleine nicht mehr in ihrer eng gewordenen Behausung aus. Wir wissen nicht, ob der James-Bond-Film im Fernsehen oder die dazu genossene Virgin Mary mit extra viel Tabasco und Gewürzen den Ausschlag gaben. Jedenfalls war nun allergröße Eile geboten, und nur mit Hilfe eines alarmierten Rettungswagens der Berufsfeuerwehr Braunschweig war der kurze Weg von Mutter und Kind in den Marienstift noch "in einem Stück" zu bewältigen. Dort angekommen sah alles nach einer raschen Geburt aus. Der modernste Kreißsaal war frei und die Hebamme in kürzester Zeit anwesend. Als dann aber nach Stunden der dicke Kopf unserer Tochter doch nicht den natürlichen Weg nach draußen fand, entschieden die Ärzte sich für einen Kaiserschnitt. Seit 30. Januar 2006 um 4:56 Uhr sind wir nun eine Familie! Als ich Ulrike das erste Mal in den Armen hielt und mit ihr durch den Kreißsaal spazierte, war das dominierende Gefühl nicht Überraschung, sondern eher demjenigen, einer lieben und vertrauten "alten Bekannten" zu begegnen. Mit erstaunlich wachen blauen Äuglein schaute sie sich in ihrer neuen Welt um. Das Radio im Hebammenzimmer spielte "Who´s That Girl?", und wir tanzten den ersten Tanz unseres gemeinsamen Lebens. Als ich am Nachmittag wieder in die Klinik kam, kuschelten Ulrike und Silke schon mit dem auch während der Geburt schon anwesenden selbsternannten "Baby Care Competence Team", bestehend aus den Bären Friedhelm, Giesbärt und Ulli. Deren unerschütterlicher Frohsinn half uns über manche nicht zu leugnende Unsicherheit der ersten Tage hinweg.

Start ins Familienleben

Silke, Uli und Ulli Bär
Silke, Uli und Ulli Bär

Zuhause gewöhnten wir drei uns erstaunlich schnell aneinander. Die Augenringe der Eltern wurden deutlich weniger, nachdem Uli sich in der 8. Woche entschlossen hatte, doch lieber die Nächte durchzuschlafen. Seitdem geht es Schritt für Schritt vorwärts - für uns Eltern fast unmerklich, aber für unsere Besucher doch recht augenfällig. Während ich heute diese Zeilen schreibe, steht Uli nebenan an ihrem Laufgitter und wagt tänzelnde erste Schritte, rasselt mit ihren Spielzeugen und erzählt dabei ganze Romane in Babysprache. Besonders viel Spaß aber machen uns die Ausflüge mit dem Kinderwagen durch die Stadt: Wenn Uli ihren noch immer zauberhaft zahnlosen Charme spielen lässt, sammelt sie Fahrstühle voll lächelnder Menschen ein. Da sowohl Silke als auch ich seit August halbtags arbeiten und wir uns dank verständnisvoller Arbeitgeber die Betreuung teilen können, können wir auf Tagesmutter oder Krippe verzichten. Für die nötigen Außenkontakte sorgen diverse Babytreffs, Krabbelgottesdienste und andere Veranstaltungen.

Hier gibt es aber viele Titel mit 'Baby'...
Hier gibt es aber viele Titel mit 'Baby'...

Größere Urlaubsreisen haben wir in diesem Jahr nicht unternommen, sondern unsere Dreisamkeit erst einmal auf Tagesausflügen in die nähere Umgebung erprobt. Ulis erster Museumsbesuch führte sie am 26. Mai ins Roemer- und Pelizaeus-Museum nach Hildesheim. Dort waren auf mehreren hundert Quadratmetern Spielwelten aus drei Jahrzehnten Playmobil aufgebaut. Neben sehr viel Spaß und Anregungen brachte dieser Besuch Silke die Erkenntnis, dass an meiner sorgsam gepflegten Legende von einer entbehrungsreichen Kindheit doch nicht so viel dran sein kann. Einen weiteren Ausflug unternahmen wir am 27. Oktober per Bahn nach Hannover. Im Museum für Energiegeschichte bestaunte Uli eine Music Box, chromblitzende Espressomaschinen, skurrile Quecksilberdampf-Gleichrichter und andere wunderliche Dinge. Zu bemerken sei hierbei noch, dass unsere Kleine gerade unterwegs absolut pflegeleicht ist und selbst auf sich rührende Hungergefühle immer nur ausgesprochen dezent aufmerksam macht.

Andreas wird doch noch "Dr. phil."

Die Arbeiten an meiner Dissertation hatte ich eigentlich schon im Juni 2005 abgeschlossen und das Manuskript meinem Doktorvater zur Durchsicht gegeben. Dann endlich Anfang März die Freigabe zur offiziellen Meldung. Es folgten Monate bangen Wartens auf die beiden Gutachten und die Einladung zur Disputation (mündlichen Prüfung). Nach mehrfachem Nachfragen schließlich am 2. August der recht kurzfristig angesetzte Termin. Dank des erprobtermaßen schnellen Digitaldruckverfahrens konnte ich dann doch noch einiges an Zeit wieder hereinholen, so dass ich am 26. Oktober bereits das Zeugnis in Händen halten konnte. Von Feierlichkeit war allerdings während des gesamten Verfahrens nichts zu spüren, was einen als frisch gebackenen Doktor schon etwas nachdenklich und traurig stimmt. So ließen wir es dann einstweilen auch mit einem leckeren und stimmungsvollen Abendessen mit Doktorvater und Korrekturleser bewenden. Trotz des insgesamt äußerst ernüchternden Verlaufs des Promotionsverfahrens ist es ein sehr gutes Gefühl, nach fast acht Jahren den Lohn seiner Mühen in Händen zu halten und damit einen wichtigen Abschnitt seines Lebens erfolgreich abgeschlossen zu haben. Was die "akademische Vornamenverlängerung" auf längere Sicht für Auswirkungen hat, wird sich zeigen.

26. August: Taufe und kirchliche Trauung

Ulis Taufe
Ulis Taufe
Vor der Kirche
Vor der Kirche

In dieses Jahr fiel auch unsere kirchliche Trauung und die Taufe von Ulrike. Bewusst haben wir nur im engeren Familien- und Freundeskreis gefeiert. Wir Brautleute hatten auf aufwendige Maßkonfektion verzichtet - ganz im Gegensatz zu unserer Tochter, die sich im strahlend weißen Taufkleidchen von der Hand ihrer Großmutter Heide präsentierte. Auch auf Ringe haben wir verzichtet, weil wir sie doch nicht tragen würden. Obgleich unsere Doppelfeier mit einem kapitalen Wolkenbruch und einigem organisatorischen Chaos begann, wurde sie ein sehr persönliches und wohl für alle schönes Ereignis. An die von der Plüsch-Kirchenmaus Oskar gehaltene Trauansprache, das selbstkomponierte Klavierintermezzo meines Arbeitskollegen Frank Wolters, das köstliche Hochzeitsbuffet im Restaurant Mediterraneo in unserer Nachbarschaft und die wieder einmal von der Konditorei Voigt nach meinem Entwurf gestaltete Tauftorte werden uns allen immer als etwas ganz besonderes in Erinnerung bleiben.

Hinter diesen vielen großen Ereignissen verblasst ein wenig der Rest dessen, was außerdem noch geschehen ist. So hat meine Mutter am 18. Februar ihren 80. Geburtstag mit einem großen Empfang im Restaurant Al Duomo gefeiert; gleichzeitig war es erste Mal, dass ihre Enkelin Ulrike an einer Familienfeier teilnahm. Unsere Bautätigkeiten beschränkten sich darauf, dass wir eine der beiden Eingangstüren des Hinterhauses aufgearbeitet haben. Das Bad und Ulrikes Kinderzimmer haben neue energiesparende Fenster erhalten. Angeregt durch unsere Familiengründung habe ich mir eine Videokamera zugelegt, gleichzeitig aber auch das Super 8-Filmen wieder angefangen und zwei sehr gut erhaltene Projektoren ersteigern können. Mit Freude stellen wir außerdem fest, dass nach Jahren mehr oder minder selbstverursachter Isolation unsere Bemühungen um neue Kontakte erste positive Früchte tragen und nicht in jedem Fall nur "Einbahnstraßen" bleiben. Nicht zuletzt vermerken wir mit Dankbarkeit, dass wir alle 2006 von ernsthafteren Krankheiten verschont geblieben sind. Für das Neue Jahr mögen unsere Wünsche und Hoffnungen deshalb auch verhältnismäßig bescheiden klingen: Unser Glück als Familie zu genießen und möglichst viel Zeit für uns, unsere Freunde und viele lange vernachlässigte Dinge zu haben.

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